Montevideo tönt nach fernem Südamerika, doch
die wenigsten Europäer kennen die südlichste Hauptstadt der Welt. Dabei ist
Montevideo bequem in einem Tagesausflug von Buenos Aires aus zu erkunden. Der
Rio de la Plata trennt und verbindet gleichzeitig die beiden Städte. Montevideo
wurde von den Spaniern zu Kolonialzeiten als Hafen und als Kontrolle über den
Rio de la Plata gegründet. Anders als in Buenos Aires ist der Hafen in
Montevideo sehr präsent im Stadtbild, und viele Strassenfluchten geben den
Blick frei auf den unendlich breiten Fluss, von dem die Montevideanos als Meer
sprechen.
Schon einmal etwas vom uruguayischen Karneval
gehört? Vermutlich nicht, und trotzdem leben die Bewohner von Montevideo das
ganze Jahr für dieses wenige Wochen dauernde Ereignis im Südsommer. Die Stadt
pulsiert dann nach den Candombe-Rhythmen, während auf verschiedenen
Freilichtbühnen in der Stadt die Murga-Gruppen ihre gesungenen Spottverse zum
Besten geben. Überhaupt spielt sich vieles in Montevideo draussen ab. Angefangen vom
Flanieren auf der Rambla, der Küstenstrasse, dem sonntäglichen Trödlermarkt,
dem omnipräsenten Matetee-Trinken, dem Fussballspielen auf jeder noch so
kleinen Freifläche und selbst Tango wird draussen getanzt. Womit auch gesagt
ist, dass Montevideo ebenso wie Buenos Aires als Wiege des Tango gilt und sich
die beiden Städte bis heute im freundschaftlichen Disput darüber verbunden
sind, ob der grösste Tangosänger aller Zeiten, Carlos Gardel, in Uruguay oder
in Argentinien geboren ist. Tatsache ist, dass er wie viele andere Tangogrössen
damals und heute den Rio de la Plata regelmässig überquerte, um auf den
verschiedenen Bühnen hüben und drüben aufzutreten.
Das Stadtzentrum von Montevideo ist relativ
klein und überschaubar. Nach der Ankunft am Hafen erkunden wir auf einem
ausgedehnten Stadtspaziergang die Altstadt und die angrenzenden Viertel,
mehrheitlich zu Fuss, ab und zu im Taxi bzw. Bus. Das Stadtbild ist geprägt vom
typischen Schachbrettmuster, das aufgelockert wird durch gepflegte Plätze. Der
beschauliche Lebensrhythmus von Montevideo lässt Raum und Zeit, um den Blick in
die Höhe schweifen zu lassen. Elegante Stadthäuser aus dem 19. Jahrhundert und
Art Deco-Gebäude springen ins Auge, doch auch das Bauhaus hat seinen Einfluss
auf Montevideo geltend gemacht. Ein Blick von oben auf die Stadt, eine
Verschnaufpause in einem der typischen Cafés von Montevideo und am späteren
Nachmittag das Promenieren auf den Ramblas runden den Besuch ab, bevor uns die
Fähre zurück über den Rio de la Plata nach Buenos Aires bringt.